Es ist an der Zeit, einmal das Leben von Ludwig Seebohm vorzustellen, das mehr als ungewöhnlich war. Als Gründer einer radikalpietistisch geprägten Siedlung ist er neben Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760), dem Gründer von Herrnhut und Herrnhaag, Elias Eller (1690-1750), dem Gründer von Ronsdorf, und Georg Rapp (1757-1847), dem Gründer von Harmony (Pennsylvanien), zu stellen, auch wenn er innerhalb seiner Gemeinschaft eine nicht vergleichbar dominierende Position eingenommen hatte. Die Nachwelt hat Seebohm schnell vergessen. Viele seiner Nachkommen emigrierten nach England oder Amerika, wo sie innerhalb großer Quäkergemeinschaften aufgehoben waren. Die deutsche Quäkergemeinde konnte sich in Friedensthal nicht halten und löste sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf. Die Siedlung verlor durch Umbauten, Neubauten und einen verheerenden Brand ihr ursprüngliches Aussehen und wurde der Stadt Bad Pyrmont eingemeindet. Das Haus der Familie Ludwig Seebohm ist in modernisierter Form erhalten und vermittelt noch heute einen gewissen Eindruck von der ursprünglichen Konzeption der Siedlung.
In Seebohms Leben ist Licht und Schatten gleichermaßen vorzufinden. Er setzte sich unermüdlich für seine Gemeinde beim Fürsten ein, war sich jedoch auch seiner Verdienste sehr bewusst. Sein Talent war die Organisation und Zusammenführung von Menschen und Ideen. Nicht in allem verhielt er sich beständig, manche seiner Unternehmungen endeten so schnell wie sie angefangen hatten. Im persönlichen Umgang achtete er sorgsam auf Grundsätze, deren Interpretation er sich vorbehielt. In Kleinigkeiten konnte er mitunter recht pedantisch sein, wohingegen er sich und andere zu großen und risikoreichen Projekten zu begeistern wusste. Neben der Begeisterungsfähigkeit hatte er auch einen Blick für das Realistische und Machbare.