20130303

Keine Laien, sondern nur Päpste: Zu Gast bei den Berliner Quäkern

Gäste, die die Berliner Quäker-Versammlung besuchen, um dann ein paar Zeilen darüber zu schreiben, gibt es zahlreiche. Kaum ein Jahr vergeht ohne einem solchen Besuch. Üblicherweise werden solche Termine auf Bezirksversammlungen oder Arbeitsausschüssen gelegt, damit überhaupt ein paar Quäker anwesend sind. Zur Not wird man per Telefon oder Mail zur Anwesenheit aufgefordert. So ist es nun auch kein Zufall, dass an dem Besuchstag von Adolf Stock (Deutschlandradio Kultur) gleich Gisela Faust, Herbert Möller, Martin Lutz und auch Susanne Jalka zu Worte kommen. Letztere am ausführlichsten, doch hätte man erwähnen sollen, dass Jalka gar nicht die Berliner, sondern die Wiener Quäker vertritt (warum Adolf Stock in seinem Bericht immer "die Jalka" schreibt, kann ich mir nicht so recht erklären - unschön).

Wie kaum zu vermeiden, finden sich in einem solchen Bericht einige kleine Fehler: es gibt nicht 300 Quäker in Deutschland, sondern 250 in Österreich und Deutschland. Zieht man diejenigen ab, die im Ausland leben, die den Kontakt zur JV verloren haben bzw. sehr alt sind, kommt man auf ca. 150 Aktivquäker, aber auf eine erstaunlich hohe Zahl von engagierten und treuen Freunden der Freunde (die allerdings nicht erwähnt wurden)
-die Berliner Quäker besitzen kein Haus, sondern lediglich eine moderne Erdgeschoßwohnung im Zentrum der Stadt.
-"Quäkerspeisung" werden die Hilfsdienste nach dem Ersten, nicht nach dem Zweiten Weltkrieg genannt.
-Etwas peinlich ist die misslungene Zusammenstellung der Quäkerzeugnisse am Ende des Beitrages. Kaum zu glauben: das Soziale Zeugnis wird nicht einmal erwähnt (etwas aus der Mode gekommen, anscheinend). Wer sich über die tatsächlichen Quäker-Zeugnisse informieren möchte, kann das an anderer Stelle besser nachlesen.

-Quäker hätten keine Hierarchie: ein schwieriges Thema. Umgekehrt kann man sagen: im Verhältnis zu ihrer Mitgliederzahl hat die Quäkergemeinde eine komplizierte und vielschichtige Hierarchie, die (in Deutschland) aus drei Ebenen besteht: 1. Horizontale Ebene: es gibt zahlreiche "Ämter" in Form von Ausschüssen, die Schreiber (Vorsitzenden) haben, dann auch Arbeitsgruppen (die keine Ausschüsse sind!).  2. Vertikale Ebene: es gibt Versammlungsschreiber, Bezirksschreiber, Jahresversammlungsschreiber, und, um es nicht zu einfach werden zu lassen, neuerdings immer mehr "Co-Schreiber". 3. Ebene: in Deutschland ist dieser religiöse Körper auch noch als eingeschriebener Verein organisiert, also gibt es Vorstand, Schatzmeister usw. Dieses Hierarchiegefüge steht dem ursprünglichen Grundsatz der Einfachheit und dem der Gleichheit entgegen und führt zu gewissen Kompetenzunklarheiten und Lähmungserscheinungen.

Wer den Bericht in toto lesen möchte, erfährt, wenn er die Quäker schon kennt, wenig Neues. Alle anderen lesen hier weiter.

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